Sobald ich meinem Hund Toni etwas „Deckenähnliches“ auf den Boden lege, geht er da drauf und legt sich hin – egal, ob das jetzt ein Handtuch, ein Teppich, sein Bett oder meine Jacke ist und egal, ob wir uns gerade auf einer Wiese befinden, in einem Restaurant sitzen oder jemanden besuchen.
Wie ich das gemacht habe? Das Zauberwort lautet „Generalisierung“? Aber was genau bedeutet das jetzt?
Bei der Generalisierung eines bestimmten Verhaltens geht es darum, dass der Hund das Gelernte in unterschiedlichsten Situationen und unter verschiedensten Umständen zeigen kann. Hier ein paar Beispiele:
Der Hund hat gelernt auf das Signal „Sitz“ hin an Ort und Stelle sitzen zu bleiben, auch in ablenkungsreicher Umgebung bis du ihm die Freigabe gibst.
Der Hund hat gelernt, dass Straßenlärm nicht nur bei euch im Viertel keine Gefahr darstellt, sondern ist auch an anderen Orten cool damit.
Der Hund hat gelernt, dass es an der kurzen Leine nie Kontakt zu Artgenossen gibt, egal wann und wo.
Die Generalisierung kann dich also dabei unterstützen, dass dein Hund ein erwünschtes Verhalten zuverlässiger zeigt.
Worauf gilt es also zu achten?
Hunde lernen kontextbezogen, d.h. sie verknüpfen das Gelernte erstmal mit einem bestimmten Ort, einem bestimmten Menschen, einer bestimmten Zeit, einem bestimmten Abstand...
Es ist also entscheidend für euren Trainingserfolg, dass du die Trainingsumstände immer wieder veränderst und das Schwierigkeitslevel anpasst, damit dein Hund lernen kann, dass bestimmte Regeln, Signale und Zusammenhänge immer und überall gelten. Auf folgende Variablen kannst du dabei bspw. achten:
Ort, Umgebung, Untergrund: Trainiere nicht nur zuhause, sondern auch an anderen Orten, mal auf Wiese, mal auf Kies, mal im Wald, mal am Wasser etc.
Uhrzeit: Ist es draußen hell oder dunkel? Variiere die Trainingszeiten. Übe z.B. nicht immer nur auf der Morgenrunde, sondern zu unterschiedlichen Tageszeiten.
Anwesende Personen: Wer ist beim Training anwesend? Seid ihr in der Gruppe unterwegs oder alleine? Achte darauf, auch mal andere Menschen miteinzubeziehen, bekannte wie unbekannte Personen. Denke auch an die Anzahl der Menschen. Auf einem Feldweg sind wahrscheinlich weniger Menschen unterwegs als in der Stadt.
Abstand zu Außenreizen: Darunter fällt alles von Artgenossen, über Radfahrer und Jogger bis hin zu Wild, anderen Tieren oder der gruseligen Mülltonne ;) für die meisten Hunde macht es außerdem einen Unterschied, ob sich diese Reize bewegen oder ob sie stillstehen. Variiere in der Distanz zu diesen Reizen.
Geräusche: ist gerade viel los und es dadurch lauter? Gibt es dem Hund unbekannte Geräusche etc.? Auch Geräusche können einen Einfluss auf euer Training haben, besonders bei geräuschsensiblen Hunden.
Gerüche: Riecht es nach Wild/anderen Hunden/Futter etc.? Der Geruchssinn deines Hundes ist um ein Vielfaches ausgeprägter als deiner. Auch, wenn wir als Menschen bestimmte Gerüche nicht wahrnehmen, sind sie wahrscheinlich trotzdem da und können einen Effekt auf den Hund haben.
u.s.w.
Will er nicht oder kann er nicht?
Eine wichtige Frage, die man sich als Halter:in immer stellen sollte, wenn der Hund ein gewünschtes Verhalten nicht zeigt. Denn, wenn ein Hund ein gefordertes Verhalten nicht ausführt, kann das tatsächlich daran liegen, dass er z.B. gerade etwas spannender findet und das Signal z.B. nicht befolgen möchte. ABER ganz häufig hat der Hund einfach noch nicht gelernt das Verhalten in einer bestimmten Situation zu zeigen.
Achte daher immer auf die Reizlage und überlege, ob es für deinen Hund gerade fair ist ein bestimmtes Verhalten von ihm abzufragen. Wenn dein Hund beispielsweise gerade erst gelernt hat auf seiner Decke zu bleiben und ihm das zuhause ohne viel Ablenkung noch schwerfällt, ist es wenig sinnvoll und auch unfair dieses Verhalten im Restaurant abzufragen, wo die Reizlage doch viel höher ist (viele Menschen, vielleicht andere Hunde, Essensgerüche…)
Generalisierung funktioniert auch bei unerwünschtem Verhalten
Ein kleines Beispiel: Du hast deinen Hund am Anfang zu jedem anderen Hund hingelassen, weil dir immer wieder gesagt wurde „Der muss sozialisiert werden!“, dann kann es gut sein, dass du jetzt einen Hund hast, der einfordert immer und überall mit seinen Artgenossen in Kontakt treten zu dürfen. Das kann sich im Alltag aus verschiedenen Gründen zu einem störenden Verhalten entwickeln. Hier mal ein paar Beispiele: Nicht alle Hunde wollen mit jedem Fremdhund interagieren, es kann also passieren, dass du durch das Verhalten deines Hundes andere Mensch-Hund Teams in eine unangenehme Situation bringst bzw. macht dein Hund dadurch nicht unbedingt in jedem Kontakt positive Erfahrungen. Es kann außerdem gefährlich werden, wenn dein Hund auf der anderen Straßenseite einen Hund entdeckt und sich z.B. von der Leine losreißt. Und auch ein an der Leine ziehender Hund, der unbedingt zu einem anderen Hund möchte, kann je nach Gewichtsklasse auch ganz schön anstrengend werden...
Auch bei diesen eher unerwünschten Verhaltensweisen ist eine Generalisierung eingetreten und eine Erwartungshaltung wurde beim Hund etabliert. So ein Verhalten rauszuarbeiten ist mit viel Training verbunden. Es ist also ratsam auch bei Verhalten, welches du als Mensch als eher störend empfindest das Thema Generalisierung im Hinterkopf zu behalten.
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