Der 31. Dezember, 00:00 Uhr, das neue Jahr wird mit lauten Knallen und einer ganze Menge Feuerwerk begrüßt. Für viele ist diese Vorstellung mit Spaß verbunden, viele von uns Hundehaltenden würden diesen Tag vielleicht lieber streichen und für viele unserer Hunde bedeutet er puren Stress.
Die Furcht vor lauten Geräuschen zu trainieren, ist nicht ganz einfach und braucht Zeit. Zwar kann man durchaus erreichen, dass ein Hund weniger sensibel auf Knallgeräusche reagiert, mit manchen Hunden lässt sich sogar ein Trainingsstand erreichen, an dem ihm laute Geräusche ziemlich egal sind, aber an Silvester bricht eben eine ganze Flut an Angstauslösern auf unsere Hunde ein. Silvesterähnliche Trainingssituationen unter dem Jahr in einem kontrolliertem Umfeld herzustellen, ist nahezu unmöglich. Ein Training kann sich also definitiv lohnen, Silvester selbst stellt hier aber eben aufgrund der Massivität der Knallgeräusche nochmal eine ganz andere Herausforderung dar. Aber Kopf hoch, ich habe einige Tipps für dich, wie du deinen Hund an Silvester trotzdem bestmöglich unterstützen kannst.
Bevor wir mit den Tipps starten, möchte ich zunächst aber noch einen anderen wichtigen Punkt ansprechen - die richtige Sicherung deines Hundes. Immer wieder entlaufen in der Zeit um Silvester Hunde, weil sie in Panik geraten und nicht richtig gesichert wurden. Leider wird ja nicht nur am 31. Dezember geböllert, sondern auch in den Tagen oder Wochen davor und danach. Bitte achte hier auf eine ausreichende Sicherung deines Hundes beim Spazieren gehen. Dein Hund sollte nicht aus seinem Halsband rausschlüpfen können! Und es kann sich definitiv lohnen, in der Zeit auf ein Sicherheitsgeschirr umzusteigen, denn ohne den zweiten Bauchgurt kann ein Hund auch aus einem Geschirr sehr leicht rausschlüpfen. Wenn du weißt, dass dein Hund sehr empfindlich ist, kannst du auch eine doppelte Sicherung wählen, also Halsband und Geschirr. Und die Schleppleine kann euch unterstützen, dass dein Hund trotzdem noch Freiheiten genießen kann, du ihn aber auch hier weiterhin absicherst. Vorsicht ist hier definitiv besser als Nachsicht, also achte auf deinen Liebling. Das gilt vor allem dann, wenn du weißt, dass dein Hund unsicher oder ängstlich auf Knallgeräusche reagiert, oder dein Hund das erste Silvester bei dir verbringt und du daher noch nicht einschätzen kannst, wie er reagieren wird. Aber denk bitte daran, dass auch ein eigentlich sicherer Hund sich erschrecken kann, wenn unerwartet in seiner Nähe ein Böller gezündet wird. Versuche außerdem, den letzten Spaziergang am Silvesterabend so zu legen, dass draußen noch nicht viel los ist und geh dann lieber wieder früh morgens mit ihm raus, wenn alles vorbei ist. So gehst du dem größten Geknalle zumindest draußen aus dem Weg.
Last Minute Tipps für Silvester
1. Wegfahren
Sollte es für dich eine Option sein, kannst du mit deinem Hund dem Silvesterstress entfliehen und in eine Böllerfreie oder zumindest Feuerwerksärmere Region fahren. Oft ist es auf dem Land schon mal ruhiger als in der Stadt, außerdem hat zum Beispiel in Frankreich das private Zünden von Feuerwerk keine große Tradition. Auch in Deutschland gibt es ruhigere Regionen, wie zum Beispiel den Harz oder die Ostsee- und Nordseeregion. Am, besten informierst du dich vorab bei Hotels und Vermietern, wie Silvester dort so aussieht.
Für die Silvesternacht selbst kann es ansonsten auch helfen, sich auf den Weg Richtung Flughafen zu machen, da dort kein Feuerwerk gezündet werden darf. An manchen Flughäfen bieten Hotels sogar an, dass ihr Mitternacht bei ihnen verbringen dürft. Alternativ könnt ihr Mitternacht auch auf der Autobahn verbringen, denn auch hier ist es meist ruhiger, wenn keine Ortschaften direkt nebenan liegen.
2. Rückzugsort
Schaffe deinem Hund einen Rückzugsort, an dem er sich wohlfühlt. Viele Hunde nehmen höhlenartige Orte gut an, wenn sie Angst haben. Du kannst deinem Hund also eine Box anbieten, oder eine Höhle bauen, indem du z.B. eine Decke über den Tisch hängst und sein Körbchen drunter stellst. Wichtig ist, dass dein Hund den Ort gut findet. Du kannst diesen Rückzugsort bereits vor Silvester herrichten und mit deinem Hund ganz positiv aufbauen, indem dort erstmal alles passiert, was dein Hund richtig gut findet. Achte außerdem darauf, wo du diesen Safe Place für deinen Hund aufbaust, denn in der Nähe der Fenster z.B. wird er die Geräusche am lautesten wahrnehmen. Stell deinem Hund außerdem seinen Wassernapf in die Nähe, denn wenn Hunde Stress haben und viel hecheln, bekommen sie eventuell auch Durst, aber es könnte sein, dass dein Hund sich nicht traut, zum Wassernapf zu laufen.
Viele Hunde fühlen sich übrigens im Bad am wohlsten, wenn es draußen knallt, vor allem dann, wenn das Bad kein Fenster hat, denn oft ist das dann der ruhigste Raum, da die Fliesen zusätzlich dämmen. Wenn dein Hund sich hierhin, oder auch in einen anderen Raum zurückziehen möchte, dann gewähre ihm das und stell ihm vielleicht sein Körbchen und eine Schüssel Wasser ins Bad. Genauso verhält es sich, wenn dein Hund sich unters Sofa oder unter das Bett verkriecht. Lass ihn, wenn es ihm hilft. Von deinem Hund zu verlangen, dass er sich an diesem Abend an einem Ort aufhält, wo er sich nicht wohl und sicher fühlt, wäre kontraproduktiv.
3. Lärm dämpfen
Um euch von dem Krach bestmöglich abzuschirmen, kannst du die Rollläden runterlassen und die Vorhänge zuziehen. Mach das am besten frühzeitig, also noch bevor es draußen wirklich losgeht. Außerdem hilft es oft, wenn auch in der Wohnung eine dauerhafte Geräuschkulisse durch Fernseher oder Radio vorhanden ist, damit sich dein Hund nicht nur auf das Knallen konzentriert.
4. Emotional Support
Sei für deinen Hund da, verhalte dich dabei aber so normal wie möglich und bleib ruhig, denn sonst bringst du selbst nur noch mehr Stress in die Situation. Wenn dein Hund es gut annimmt, kannst du ihn durch Berührungen und ruhige Streicheleinheiten unterstützen. Aber Achtung! Es gibt viele Hunde, die körperliche Nähe in diesen Situationen nicht mögen und dadurch eher zusätzlich gestresst werden. Achte also darauf, welche Signale dein Hund sendet und nehme darauf Rücksicht. Wenn dein Hund die direkte Nähe nicht mag, ist das nicht schlimm. Dann sei einfach mit etwas Abstand bei ihm, sodass er merkt, dass er nicht alleine ist.
5. Ablenkung
Ein gefüllter Kong, eine Schleckmatte, ein Kauartikel – solange dein Hund noch Futter nimmt, kannst du ihn auch mit solchen Dingen unterstützen, denn Kauen und Schlecken beruhigt. Außerdem fokussiert sich dein Hund dann nicht mehr zu 100% auf die Geräusche, sondern eben auch auf das Futter.
Vielen Hunden hilft es auch, beschäftigt zu werden. Du kannst mit deinem Hund also ein paar Tricks üben, ihn Leckerlis suchen lassen oder ähnliches. Alles was deinem Hund eben so Spaß macht. Hierbei ist es aber wichtig, frühzeitig damit anzufangen, also noch bevor dein Hund wirklich gestresst ist. Sei bei diesem „Training“ dann außerdem etwas nachsichtiger. Hier geht es nicht darum, dass dein Hund jeden Trick super ausführt, sondern lediglich darum, dass er seinen Fokus auf etwas anderes als die Geräusche draußen legt.
6. Hilfsmittel
Bevor ich dir ein paar Hilfsmittel nenne, die du ausprobieren kannst, möchte ich dazu sagen, dass Hunde sehr individuell auf diese reagieren. Manche nehmen es gut an, bei anderen zeigt es keine Wirkung. Auf jeden Fall sind sie alle keine Wundermittel, die deinem Hund jegliche Angst nehmen werden. Sie können euch aber unterstützen und eine leichte Verbesserung erzielen. Gute Erfahrungen haben einige mit dem Thundershirt gemacht, das leichten Druck auf den Körper deines Hundes ausübt und dadurch ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Anstatt des Original Thundershirts kannst du auch eine Bandage um den Körper deines Hundes wickeln. Anleitungen dazu findest du bspw. auf YouTube. Einigen Hunden hilft es auch, wenn etwas über den Ohren liegt, was die Geräuschkulisse dämpft. Du kannst deinem Hund z.B. einen Schal über die Ohren zu binden oder On-Ear Kopfhörer (es gibt auch spezielle für Hunde) verwenden. Aber Vorsicht, viele Hunde empfinden das auch als sehr störend und dadurch kann es auch zu zusätzlichem Stress, anstatt zu einer Verbesserung kommen. Hier wäre es sinnvoll, das Ganze schon vor Silvester auszuprobieren und eventuell positiv aufzubauen.
7. Zusätzlichen Stress vermeiden
Wenn du weißt, dass es Dinge gibt, die deinen Hund auch unterm Jahr stressen, wie z.B. Besuch oder an fremde Orte zu fahren etc., dann versuche das an Silvester zu vermeiden, um nicht noch zusätzlichen Stress in die Situation zu bringen, dein Hund hat mit dem Rest genug zu verarbeiten.
8. Medikamentöse Unterstützung
Gerne kannst du mit deinem Tierarzt sprechen, wie du deinen Hund mit Medikamenten unterstützen kannst. Aber Achtung! Einige Medikamente enthalten den Wirkstoff Acepromazin. Diese werden deinen Hund zwar körperlich ruhig stellen, aber nicht mental. Äußerlich scheint es also, also würde das Medikament deinem Hund helfen, aber er bekommt immer noch alles voll mit und hat genauso Angst, hat dabei nur weniger Kontrolle über seinen Körper und kann die Stresssymptome daher nicht zeigen. Das Ganze führt somit eher zu zusätzlichem Stress, anstatt deinem Hund zu helfen. Leider werden auch diese Präparate immer noch von Tierärzten empfohlen. Lass dich also eingehend beraten und informiere dich, ob die empfohlenen Medikamente auch wirklich eine angstlösende Wirkung haben.
Ein Tipp von Tierarzt Ralph Rückert, der auch durch den bekannten TV-Hundetrainer Martin Rütter mittlerweile verbreitet wurde, ist Eierlikör, da dieser den Hund auch mental müde macht. Aber Achtung! Hier kommt es ganz klar auf die Dosierung an und dass es wirklich eine Ausnahme bleibt, denn Alkohol ist giftig für Hunde und kann bei zu hoher Dosierung zu gesundheitlichen Problemen führen. Informiert euch also auch hier ausreichend und sprecht gegebenenfalls vorher mit eurem Tierarzt, wenn ihr das ausprobieren wollt. Wenn euch das Thema interessiert, könnt ihr unter folgendem Link nachlesen und auch eine Dosierungsanleitung findet ihr dort.
Gerne kannst du dir auch unsere Blogreihe zum Thema Angst durchlesen, um noch etwas tiefer in das Thema einzutauchen und deinen Hund noch besser zu verstehen.
Ansonsten hoffe ich, dass für euch ein paar Tipps dabei sind, die dir und deinem Hund helfen, zumindest ein bisschen entspannter ins neue Jahr zu rutschen. Und natürlich kann es sich auf jeden Fall lohnen, im neuen Jahr an der Sensibilität deines Hundes in Bezug auf Geräusche zu arbeiten.
Ich wünsche dir und deinem Hund einen möglichst stressfreien Start ins neue Jahr und ein fantastisches 2024!
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